
Debüt: 2005
Teamchef: Laurent Mekies
Highlight: Vettel Ära 2010 – 2013 und Verstappen Ära 2021 – 2024 (2025)
Statistik: 130 Grand-Prix-Siege und 297 Podiumsplätze
WM-Titel Fahrer / Team: 8/6





Von den Trümmern Jaguars zur Formel-1-Dominanz
Die komplette Geschichte von Red Bull Red Bull Debüt: 2005 Teamchef: Laurent Mekies Highlight: Vettel Ära 2010 - 2013 und Verstappen Ära 2021 - 2024 (2025) Statistik: 130 Grand-Prix-Siege und 297 Podiumsplätze WM-Titel Fahrer / Team: 8/6 Racing
Oracle Red Bull Racing ist heute ein Synonym für technologische Überlegenheit und sportliche Dominanz in der Formel 1. Doch diese beeindruckende Erfolgsgeschichte ist keine Selbstverständlichkeit. Sie ist eine der außergewöhnlichsten Sagas in der modernen Wirtschafts- und Sportwelt, die auf den Fundamenten eines spektakulär gescheiterten Werksteams errichtet wurde. Dieser Artikel zeichnet die komplette Entwicklung des Teams nach von seinen überraschenden Anfängen über die glorreichen Ären seiner Weltmeister Sebastian Vettel und Max Verstappen
Max Verstappen
Voller Name: Max Emilian Verstappen Spitznamen: „Mad Max“ (früher), „Super Max“, „The Lion“ (wegen seines Helmdesigns und Logos) Geburtsdatum: 30. September 1997 Geburtsort: Hasselt, Belgien Nationalität: Niederländisch (fährt unter niederländischer...
bis hin zu den ambitionierten Zukunftsplänen, die das Team für die nächste große Revolution in der Formel 1 rüsten.
Die Geburt eines Giganten aus der Asche von Jaguar
Das gescheiterte Werksprojekt (2000-2004)
Die Wurzeln des heutigen Red Bull Teams liegen im Stewart Grand Prix Team, das Ende 1999 von der Ford Motor Company übernommen und von 2000 bis 2004 als Jaguar Racing betrieben wurde. Das Projekt gilt bis heute als eine der prominentesten Misserfolgsgeschichten der Formel 1 eine „Meisterklasse darin, wie man die F1 falsch angeht“. Trotz massiver Investitionen von schätzungsweise 500 Millionen Pfund und der zeitweiligen Führung durch Motorsportlegenden wie Niki Lauda blieb der Erfolg aus. Die Bilanz nach fünf Saisons und 85 Rennen war ernüchternd: lediglich zwei Podiumsplätze.
Die Übernahme durch Red Bull
Im November 2004 erwarb die österreichische Red Bull GmbH das strauchelnde Jaguar-Team. Der Kaufpreis war rein symbolisch und betrug je nach Quelle einen US-Dollar oder ein Pfund Sterling. Die Übernahme war jedoch an eine entscheidende Bedingung geknüpft: eine signifikante Kapitaleinlage von mindestens 400 Millionen US-Dollar in den folgenden drei Saisons. Diese Auflage sicherte die mittelfristige operative Zukunft des Teams, verhinderte die Zerschlagung der Vermögenswerte und legte den Grundstein für den zukünftigen Erfolg. Das Team behielt seinen strategisch wichtigen Sitz in Milton Keynes, im Herzen des britischen „Motorsport Valley“.
Der Aufstieg zur Macht: Die erste goldene Ära
Mit dem neuen Eigentümer begann eine radikale Transformation, die das Team von einem Mittelfeld-Kandidaten an die Weltspitze katapultierte.
Vom „Party-Team“ zum Titelanwärter
In den Anfangsjahren kultivierte Red Bull ein Image als das „Party-Team“ des Paddocks, doch hinter den Kulissen wurde hart an der Professionalisierung gearbeitet. Der entscheidende Wendepunkt kam 2006 mit der Verpflichtung des technischen Genies Adrian Newey. Seine Ankunft war mehr als nur eine Personalie; es war der strategische Schlüsselmoment, der das Meisterschaftspotenzial des Teams freisetzte. Neweys legendärer Ruf und seine unübertroffene Fähigkeit, aerodynamische Reglements bis an die Grenzen des Möglichen zu interpretieren, veränderten die technische Ausrichtung grundlegend und schufen die Voraussetzung für die kommende Dominanz.
Die Ära Vettel
Die Investitionen und die technische Neuausrichtung trugen Früchte. Zwischen 2010 und 2013 erlebte das Team eine Phase beispielloser Dominanz. Mit dem aus dem eigenen Nachwuchsprogramm stammenden Sebastian Vettel sicherte sich Red Bull Racing vier aufeinanderfolgende Fahrer- und Konstrukteursweltmeisterschaften und etablierte sich als eine der prägenden Kräfte des modernen Motorsports.
Der wichtigste Mann: Adrian Newey
Die Verpflichtung von Adrian Newey 2006 war der Wendepunkt. Ohne Newey gäbe es keine Titel. Punkt. Seine Aerodynamik-Konzepte lagen regelmäßig am Rand des Reglements manchmal darüber hinaus, aber immer clever genug, um legal zu bleiben.
Sebastian Vettel – perfekt für dieses Auto
Sebastian Vettel war kein Showman, kein Lautsprecher, kein Draufgänger. Er war präzise, analytisch und fehlerarm genau das, was Neweys Autos brauchten.
Vier Jahre totale Kontrolle
Von 2010 bis 2013 gewann Red Bull:
- 4 Fahrer-WM
- 4 Konstrukteurs-WM
Besonders 2011 und 2013 waren Machtdemonstrationen. Das Auto war überlegen, das Team eingespielt, Vettel gnadenlos konstant. Die Konkurrenz war chancenlos.
Das abrupte Ende
Mit der Einführung der Hybridmotoren 2014 war alles vorbei. Der Renault-Antrieb war schwach, unzuverlässig und technisch rückständig. Vettel verlor den Glauben, Red Bull verlor seine Dominanz – und beide trennten sich.
Der Fall zwischen 2014 und 2020
Diese Phase wird oft unterschätzt, dabei war sie der entscheidende Wendepunkt für alles, was danach kam. Red Bull war sportlich stark aufgestellt, technisch aber jahrelang ausgebremst.
Technisch abgehängt, das Renault-Problem
Mit Einführung der Hybrid-Ära 2014 wurde Red Bull eiskalt erwischt. Während Mercedes den neuen Motorzyklus Jahre im Voraus vorbereitet hatte, lieferte Renault einen Antrieb, der in drei Bereichen schwach war:
- zu wenig Leistung
- miserable Zuverlässigkeit
- langsame Weiterentwicklung
Adrian Newey konnte mit Aerodynamik viel kaschieren, aber keinen Motor erfinden. Red Bull fuhr regelmäßig mit Top-Chassis und Mittelmaß-Antrieb. Siege waren nur unter besonderen Umständen möglich, Titel völlig außer Reichweite.
Das Verhältnis zwischen Red Bull und Renault verschlechterte sich zunehmend. Öffentliche Schuldzuweisungen, interne Spannungen und fehlendes Vertrauen bestimmten diese Jahre.
Fahrerkarussell, Frust und verlorene Geduld
Sportlich war Red Bull konkurrenzfähig, mental aber ausgelaugt.
- Daniel Ricciardo holte starke Ergebnisse, sah aber keine Perspektive und ging zu Renault
- Junge Fahrer wurden verheizt, durchgetauscht oder aussortiert
- Das Team hatte Speed, aber keine Zukunftssicherheit
Red Bull wusste: Mit diesem Motorpartner wird man nie wieder Weltmeister.
Der Lichtblick: Max Verstappen
2016 kam Max Verstappen und veränderte alles. Sein Sieg beim Spanien-GP im ersten Rennen für Red Bull war kein Zufall. Schon damals war klar:
- extrem aggressiv
- unfassbar renntaktisch
- mental kompromisslos
Aber auch hier galt: Talent allein reicht nicht. Verstappen konnte Rennen gewinnen, aber keine Meisterschaften.
Der Honda-Wechsel Risiko statt Stillstand
2018 traf Red Bull die wichtigste Entscheidung seit der Teamgründung: Abkehr von Renault, Wechsel zu Honda.
Auf dem Papier war das Wahnsinn. Honda hatte zuvor mit McLaren eine der peinlichsten Hybrid-Phasen der F1-Geschichte hingelegt: Motorschäden, Leistungsdefizite, öffentliche Blamagen.
Doch Red Bull erkannte zwei Dinge, die andere ignorierten:
- Honda hatte das Know-how, aber die falsche Teamstruktur
- Honda war bereit, sich Red Bull komplett unterzuordnen
2018 startete Red Bull zunächst mit dem Schwesterteam Toro Rosso als Testfeld. Die Ergebnisse waren besser als erwartet. Der Motor war nicht perfekt, aber lernwillig, offen und entwicklungsfähig.
Ab 2019 wurde Honda offizieller Red-Bull-Werkspartner. Ab diesem Moment änderte sich die Dynamik komplett:
- echte Zusammenarbeit statt Schuldzuweisungen
- schnelle Entwicklungszyklen
- klare technische Ausrichtung auf Red Bulls Chassis
Die Basis für alles, was kam
Der Honda-Wechsel brachte nicht sofort Titel aber er brachte Hoffnung und Kontrolle zurück. Red Bull hatte wieder Einfluss auf die Motorentwicklung. Verstappen hatte erstmals ein Paket, das wachsen konnte.
Ohne diese Entscheidung gäbe es:
- keinen WM-Titel 2021
- keine Dominanz ab 2022
- kein Red Bull Powertrains Projekt
Der Honda-Wechsel war kein Upgrade. Er war ein Neustart unter Volllast.
Die Ära Verstappen eine neue Dominanz
Nach einigen Jahren im Mittelfeld der Hybrid-Ära kehrte das Team mit Max Verstappen, einem weiteren Ausnahmetalent aus dem eigenen Nachwuchsprogramm, an die Weltspitze zurück. Die 2019 begonnene Partnerschaft mit dem Motorenhersteller Honda erwies sich als entscheidender Faktor und legte den Grundstein für eine neue Phase der Dominanz, in der sich Verstappen zum vierfachen Weltmeister krönte.
Der Wendepunkt
Der Titelkampf 2021 war brutal, politisch, dreckig aber entscheidend. Verstappen holte den Titel, Red Bull war zurück an der Spitze.
Die neue Realität ab 2022/2023
Mit dem neuen Reglement zerstörte Red Bull die Konkurrenz regelrecht:
- Überlegenes Chassis
- Perfektes Reifenmanagement
- Ein Fahrer, der keinen Fehler verzeiht
Verstappen gewann Rennen in Serie, dominierte Qualifyings, kontrollierte Rennen nach Belieben. Keine Spannung, keine Zweifel.
Der Unterschied zu Vettel
- Vettel profitierte von einem perfekten Gesamtpaket
- Verstappen ist selbst das Paket
Er gewinnt auch dann, wenn das Auto nicht perfekt ist. Das macht diese Ära noch brutaler.
Der große Umbruch 2025: Das Ende einer Ära
Das Jahr 2025 wird als „Der Große Umbruch“ in die Teamgeschichte eingehen. Im Juli 2025 wurde der sofortige Abgang von Christian Horner bekannt gegeben, der das Team 20 Jahre lang seit seiner Gründung als CEO und Teamchef geführt hatte. Als sein Nachfolger wurde Laurent Mekies ernannt, der zuvor das Schwesterteam Racing Bulls leitete und über weitreichende Erfahrungen bei Ferrari und der FIA verfügt. In der Folge wurde Alan Permane zum Teamchef bei Racing Bulls befördert.
Abschied von Helmut Marko
Die Zäsur wurde durch eine weitere Personalie komplettiert: Dr. Helmut Marko, der als Motorsportberater und Leiter des Fahrerprogramms eine der Schlüsselfiguren des Red-Bull-Imperiums war, kündigte seinen Rücktritt zum Ende der Saison 2025 an. Mit den Abgängen von Horner und Marko endet das ursprüngliche, von Instinkt und persönlichen Beziehungen geprägte Machtzentrum. An seine Stelle tritt eine formalisierte Unternehmensstruktur, was durch die Ernennung des CFO Alistair David Rew zum neuen Direktor untermauert wird ein klares Signal der Red Bull GmbH für eine neue Ära der Corporate Governance.
Die Revolution von 2026 und darüber hinaus
Ein strategischer Meilenstein wurde 2021 mit der Gründung von Red Bull Powertrains (RBPT) erreicht. Dieser Schritt markierte den Beginn der vertikalen Integration der Antriebstechnik. Anstatt sich auf externe Partner zu verlassen, begann das Team, die Kontrolle über das Herzstück des Formel-1-Autos selbst zu übernehmen ein kalkulierter, hochriskanter strategischer Meisterstreich auf dem Weg zur vollständigen Unabhängigkeit als Hersteller.
Für das neue technische Reglement ab 2026 verfolgt das Team sein bisher ambitioniertestes Projekt: den Antritt als vollwertiges Werksteam mit einem komplett selbst entwickelten Motor. Der neue Teamchef Laurent Mekies bezeichnete das Vorhaben als „typisch verrücktes Red Bull-Ding“ und eine der größten Herausforderungen der jüngeren Formel-1-Geschichte. In einer strategischen Partnerschaft mit Ford, das nach über 20 Jahren in die Formel 1 zurückkehrt, wird die Expertise des US-Konzerns in den Bereichen Batteriezelltechnologie, Elektromotoren und Steuerungssoftware genutzt.
Das Fahrer-Lineup für die neue Ära
Für die neue Ära setzt das Team auf eine Mischung aus Erfahrung und Jugend. Die bestätigte Fahrerpaarung für 2026 besteht aus dem etablierten Champion Max Verstappen und dem aufsteigenden Rookie Isack Hadjar Isack Hadjar Voller Name: Isack Hadjar Spitznamen: „Little Prost“ (wurde von Helmut Marko aufgrund seiner methodischen Herangehensweise so genannt), oft auch wegen seiner temperamentvollen Funksprüche in den Nachwuchsklassen humorvoll thematisiert. Geburtsdatum: 28.... , der nach einer beeindruckenden Debütsaison bei Racing Bulls befördert wird. Yuki Tsunoda, der ebenfalls aus dem Red Bull-Nachwuchsprogramm stammt, verbleibt als wichtiger Test- und Reservefahrer im Teamkosmos.
Technische Kontroverse am Horizont
Die neuen Regeln für 2026 sehen eine fast 50/50-Aufteilung der Leistung zwischen Verbrennungsmotor und elektrischer Energie vor. Bereits jetzt zeichnet sich eine technische Kontroverse ab. Im Fahrerlager kursieren Anschuldigungen, wonach Red Bull Ford und Mercedes ein Schlupfloch im Motorenreglement gefunden haben. Durch gezielte thermische Expansion von Motorkomponenten während des Betriebs könnte ein höheres effektives Kompressionsverhältnis von bis zu 18,0:1 erreicht werden, obwohl das Reglement statisch nur 16,0:1 erlaubt. Dies könnte einen Leistungsvorteil von etwa 10-13 PS bedeuten. Die Kontroverse dreht sich nicht nur um den potenziellen Vorteil, sondern auch um die immense Schwierigkeit für die FIA, eine solche dynamische Veränderung in Echtzeit zu überwachen und zu regulieren.
Investition in Campus und Nachwuchs
Parallel zur technischen Entwicklung investiert das Team massiv in seine Infrastruktur. Der Red Bull Technology Campus in Milton Keynes, der sich über ca. 65.000 Quadratmeter erstreckt, wird kontinuierlich erweitert, unter anderem mit einem neuen, hochmodernen Windkanal, der 2026 betriebsbereit sein soll. Ein besonderes Augenmerk gilt der Nachwuchsförderung: Das 2024 in Partnerschaft mit dem Milton Keynes College eröffnete STEMx Education Centre zielt darauf ab, junge Menschen im Alter von 9 bis 14 Jahren für MINT-Fächer zu begeistern und langfristig die Diversität im Motorsport zu erhöhen.

